Viele Vogelarten siedeln sich gerne in der Nähe des Menschen an. Turmfalken, Dohlen, Fledermäuse oder Schleiereulen nutzen Kirchtürme und andere Gebäude in Städten und Dörfern als Ersatz für natürliche Bruthöhlen in Felsen oder Bäumen. Viele der Arten leiden jedoch darunter, dass Brutmöglichkeiten in den Siedlungen zunehmend verloren gehen. Bei Kirchturmsanierungen werden zum Beispiel Einfluglöcher oder Brutnischen verschlossen oder Gitter zur Abwehr von Tauben angebracht. Auch kleine Arten wie Spatz oder Hausrotschwanz stehen dann vor verschlossener Tür.
Bereits seit einigen Jahren befindet sich ein Schleiereulen-Brutkasten auf dem Dachboden der evangelischen Kirche hier in Rommelhausen. Etliche Jungen hat die Eule dort aufgezogen oder hat den Kasten als Tageseinstand aufgesucht.
Die Schleiereule wählt ihre Brutplätze innerhalb menschlicher Siedlungen. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung für uns, um diese in unmittelbarer Nähe des Menschen brütende, dennoch aber empfindliche Vogelart, zu schützen.
Die Kombination von geeigneten Brutplätzen und günstigem Jagdgebiet ist für die Auswahl eines passenden Lebensraums für die Eule ausschlaggebend. Einzeln stehende, exponierte Gebäude (z.B. Kirchtürme und Scheunen) werden als Brutplatz bevorzugt. Zur Jagd sucht die Schleiereule offenes Gelände auf, wie beispielsweise am Rand von Siedlungen oder entlang von Straßen und Wegen.
Schleiereulen erbeuten hauptsächlich Kleinsäuger wie Feld- und Spitzmäuse, seltener Vögel und vereinzelt Amphibien, Reptilien und Großinsekten. Unverdauliche Nahrungs-bestandteile (Knochen, Haare) werden in Form von so genannten Gewöllen ausgewürgt. Etliche dieser Gewölle wurden schon im Brutkasten gefunden.
Die Schleiereule ist in hohem Maße von Bewirtschaftungsformen in der Agrarlandschaft abhängig, mit denen Kleinsäugerbestände in engerem Zusammenhang stehen. Die in den letzten Jahren deutlich
gestiegene Anwendung von Rodentiziden (Pestizide gegen Nagetiere) lässt zunehmende Gefährdungen befürchten. In der Vergangenheit sind Brutplätze oftmals durch Abbruch, oder im Zuge von
Sanierungsmaßnahmen an Kirchen, Scheunen und Dächern verloren gegangen. Deshalb gilt unser besonderer Dank dem Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde diese Brutmöglichkeit in der Kirche zu
Rommelhausen zugelassen zu haben.
Der NABU setzt sich mit der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten ein. Kirchen, die sich besonders für den Artenschutz einsetzen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Plakette, die sie an ihrer Kirche anbringen können.
Gerne überreichen wir heute die Urkunde und die Plakette als Zeichen unseres Dankes - den Kirchturm als Lebensraum für eine bedrohte Art nutzen zu können- an Frau Pfarrerin Schubert und an den Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde in Rommelhausen. Herzlichen Dank dafür.